Ägyptologie

Die Ägyptologie erforscht alle Bereiche der altägyptischen Hochkultur (Alltagsleben, Sprache und Literatur, Geschichte, Religion, Kultur und Kunst, Wirtschaft, Recht, Ethik und Geistesleben) von der Vorgeschichte des 5. Jahrtausends v. Chr. (zum Beispiel die Kulturen Negade und Badari) bis zum Ende der Römerherrschaft im 4. Jahrhundert n. Chr. Sie ist in Deutschland sehr sprachenorientiert, während in den angloamerikanischen und in anderen Ländern wie Frankreich, Italien, Polen und den Niederlanden auch die Archäologie selbst einen breiten Raum innerhalb der Lehre und des Fachs einnimmt.

Erste Ansätze der Ägyptologie
Der Gelehrte Athanasius Kircher (1601–1680) beschäftigte sich mit den ägyptischen Denkmälern und interessierte sich für die ägyptische Sprache. Nachdem er Koptisch gelernt hatte, gelangen ihm erste Schritte auf dem Weg zur Entzifferung der Hieroglyphen.

Napoleon Bonaparte wurde bei seinem Feldzug nach Ägypten (1798–1801) von vielen Wissenschaftlern begleitet. Die Ergebnisse wurden seit 1809 in der umfangreichen Text- und Bildsammlung Description de l’Égypte veröffentlicht. 1822 veröffentlichte Jean-François Champollion ein vollständiges System zur Entzifferung der Hieroglyphen, aufbauend auf seinen Arbeiten zur Übersetzung des Steins von Rosette. Dies war die Geburtsstunde der modernen Ägyptologie, denn nur mit Kenntnis der altägyptischen Schrift und Sprache war es möglich, Einblick in die altägyptische Kultur zu gewinnen und sie zu verstehen.

Eine wichtige Rolle spielte auch die Ägyptomanie der europäischen Eliten im 19. Jahrhundert. Es gehörte zum guten Ton, eine Ausgrabung zu finanzieren, selbst daran teilzunehmen oder zumindest eine Reise nach Ägypten zu unternehmen und Kunstgegenstände mitzubringen. Unter den Reiseandenken waren oft auch Mumien, die dann als Höhepunkt bei einer Abendgesellschaft ausgewickelt wurden. Während diese Gruppe die Finanzierung stellte und amateurhafte Ausgrabungsversuche unternahm (Gentleman-Archäologen), lag die wissenschaftliche Arbeit in den Händen einiger weniger. Eine spezielle Ausbildung zum Umgang mit altertümlichen Funden, deren Dokumentation und Konservierung gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die Männer waren Autodidakten oder wurden von einem Forscher mit mehr Erfahrung ausgebildet, indem sie einige Zeit mit ihnen arbeiteten. Die Fokussierung auf das pharaonische Ägypten hatte aber auch zufolge, dass die christlichen Kulturgüter Ägyptens, die ca. 400 Jahre älter sind als dementsprechende Zeugnisse des christlichen Abendlandes, in der Forschung vernachlässigt wurden.

Einige frühe Forscher taten sich besonders hervor, unter ihnen Flinders Petrie. Er grub mehrere Tempel aus und zeichnete gewissenhaft die für ihn unverständlichen Hieroglyphen ab, z. B. in Amarna. Zudem benutzte er 1898 die erst kurz zuvor entdeckten Röntgenstrahlen, um die Mumie Ramses’ II. zu durchleuchten. So wies er die nachträgliche Ausstopfung einer Mumie nach (ein Samenkorn in der Nase, um den charakteristischen Höcker nach der Austrocknung nachzubilden). Durch diese erste Verwendung der Röntgenstrahlen ist sein Name auch mit der Paläopathologie verbunden. Petrie gilt als „Ausbilder“ von Howard Carter, der in einer von Petrie geleiteten Ausgrabung seine ersten archäologischen Erfahrungen sammelte. Carter entdeckte 1922 das Grab des Tutanchamun. Dieser großartige Fund war der Patronage des Lord Carnarvon zu verdanken.

Deutschland
In Deutschland gilt Richard Lepsius als Begründer der Ägyptologie. Er war der erste Deutsche, der in Ägypten Grabungen durchführte und im Verlauf seiner Expedition zahlreiche, auch heute verlorene, Denkmäler dokumentierte. In der Forschung dieser Zeit stand die Philologie stark im Vordergrund. Dementsprechend war die Ägyptologie in Deutschland in den folgenden Jahren vor allem eine Sprachwissenschaft und in geringerem Umfang ein kunstgeschichtliches Fach. In diesem Zusammenhang ist auch die Erstellung eines umfassenden altägyptischen Wörterbuches an der Berliner Akademie zu nennen, das unter internationaler Zusammenarbeit entstand.

Mit Ludwig Borchardt begannen Projekte in Ägypten, die die Ausgrabung größerer Objekte zum Ziel hatten. Borchardt hatte Architektur studiert und somit trat die Bauforschung stark in den Vordergrund. Bei seinen Grabungen wurde die Architektur von Bauten vorbildlich dokumentiert, während Kleinfunde nur eine unbedeutende Rolle spielten. Erst bei den Ausgrabungen des Sonnenheiligtums des Userkaf bei Abu Ghurab in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch Kleinfunde, wie z. B. Keramik oder Siegelabdrücke, ausreichend dokumentiert. Das große Gewicht der Philologie und der Bauforschung sind bis heute weiterhin in der deutschen Ägyptologie vorherrschend.

Ägyptologie wird in Deutschland an mehreren Hochschulen gelehrt. (Quelle: Wikipedia)

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